Strategische Prioritäten:

Über vermeintliche Verwerfungen in den deutsch-türkischen Beziehungen und über die deutsche Kurdistan-Politik

Wer während der Merkel-Ära die Berichterstattung der bürgerlichen Medien über die Türkei verfolgte, konnte sich damals des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung und somit auch Europa dem erpresserischen Handeln des selbstherrlichen Despoten Erdoğan ohnmächtig gegenüberstehen. Das mediale Flaggschiff des deutschen Kapitals, die FAZ schrieb damals, dass »die erratische Regierung dabei (sei) die Türkei ins Autoritäre abdriften zu lassen«. Damit stünde die Flüchtlingsvereinbarung, »eine Vereinbarung, die dem wohlverstandenen Interesse beider Seiten dient, wozu ausdrücklich auch die humanitären und menschenrechtlichen Ansprüche an den Umgang mit Flüchtlingen gehören« auf der Kippe, so die FAZ weiter. Was aus dem »humanitären und menschenrechtlichen Ansprüchen« inzwischen geworden sind, ist hinlänglich bekannt.

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Legitimierung der Präsidialdiktatur

Legitimierung der Präsidialdiktatur

Reaktionär-faschistischer Block gewinnt Wahlen in der Türkei

Auch bei diesen – zutiefst undemokratischen und unfairen – Wahlen in der Türkei hat es an Dramatik nicht gefehlt. Schon im Vorfeld wurde die Bedeutung dieser Wahl dramatisch zugespitzt. In den bürgerlichen Medien der BRD wurden die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu »Schicksalswahlen« hochstilisiert. Ähnliches war auch aus oppositionellen Kreisen der Türkei zu hören. Doch die in den letzten Wochen des Wahlkampfes spürbar gewordene Wechselstimmung hat nicht das von der Opposition erwünschte Ergebnis gebracht. Dabei hatte die radikale Linke in der Türkei vor allzu hochtrabenden Erwartungen gewarnt: eine Diktatur könne nicht mit undemokratischen Wahlen abgewählt werden. In der Tat, die vorgezogenen Wahlen haben dem, in einer schweren Krise steckenden AKP-Regime in die Hände gespielt. Das Regime nutzte diese Wahlen zur Legitimierung der Präsidialdiktatur und zur Deklassierung der bürgerlichen Opposition. Nun steht es fest: der reaktionär-faschistische Block aus AKP, MHP und der kleinen BBP konnte trotz ökonomischen Schwierigkeiten des Landes ihre Wähler*innenbasis mobilisieren und zugleich den Kapitalfraktionen glaubhaft vermitteln, dass sie für eine relative Stabilität der neoliberalen Ordnung sorgen können. Sie stellen mit Erdoğan einen Staatspräsidenten mit ungeheurer Machtfülle und haben mit 343 Abgeordneten die Parlamentsmehrheit in der Hand. „Legitimierung der Präsidialdiktatur“ weiterlesen